Es ist was faul im Lande Niedersachsen
Seit es in Niedersachsen Wölfe und vor allem Wolfsberater (nachfolgend: WB) gibt, hat sich ein Dauerkonflikt rund um Weidetierhaltung, Herdenschutz und Weidetierrisse entwickelt, bei dem auch unter dem aktuell zuständigen Umweltminister keine Lösung in Sicht ist. Im Gegenteil: Die Probleme werden größer, der Ton in der Auseinandersetzung verschärft sich und konstruktive Lösungsansätze sind nicht in Sicht. Der Wolf breitet sich zügig weiter aus und die Tierhalter fühlen sich in die Ecke gedrängt und vielfach hintergangen.
Nach den Gründen dafür braucht man nicht lange zu suchen, wenn man sich den Querschnitt der vom Land benannten WB und deren teils offenkundige Interessenlage ansieht. Wenn einerseits der zuständige Minister mit Hilfe seines Wolfsbüros im zweiten Versuch einen Maulkorberlass durchsetzt, um die Truppe auf Linie zu bringen und sich andererseits WB per offenem Brief und folgenlos gegen die Abschussverfügung im Rodewald stellen dürfen, stellt sich die Frage nach der Autorität in diesem Apparat. Betrachtet man die weiteren Aktivitäten und Funktionen dieser Wolfsberater, wird sehr schnell klar, dass es ihnen nicht um Beratung des Wolfes, sondern um bedingungslosen Wolfsschutz geht. Dieses Problem wäre noch heute leicht lösbar.
Schwieriger wird es, wenn man die Schulungsunterlagen betrachtet, anhand derer die Wolfsberater durch das Wolfsbüro im NLWKN für ihre Aufgabe geschult werden. Diese amtliche Unterlage mit Landeswappen und Logo des NLWKN kursiert seit einiger Zeit im Netz und macht in Inhalt und Ausrichtung schnell klar, mit welcher Einstellung man in dieser Behörde mit den wachsenden Problemen der Tierhalter in den Wolfsgebieten umgeht und mit welchen Aufgabenstellungen die Wolfsberater bei Rissaufnahmen betraut werden.
Einige Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit - es empfiehlt sich, die Datei mit den Folien parallel zu öffnen
-Wenn auf Folie 3 und 4 am 30.03.19 eine Statistik mit Stand vom 25.03.19 gezeigt wird, dann wird hier ein Anschein von Aktualität erzeugt, der angesichts erheblicher Bearbeitungsrückstände bei Rissen (per 30.01.20 sind 116 Fälle mit einem Durchschnittsalter von 95 Tagen „in Bearbeitung“) und Förderanträgen für den Herdenschutz keinesfalls berechtigt ist. Die Statistik erwähnt ausschließlich getötete Tiere. Vermisste oder verletzte Tiere werden nicht erwähnt.
-Dafür sind die Grafikenauf Folie 5 und 6 aus dem Oktober 2017 und haben in der Verteilung der Risse im März 2019 keinen Informationswert mehr.
-Folie 8 - Diese Sprachregelung ist entlarvend:
„WICHTIG: wir reden nur von NUTZTIERSCHÄDEN NUTZTIERRISS lässt gleich auf Beutegreifer schließen“
Die Reihenfolge der möglichen Verursacher wird gleich nachgereicht.
Beutegreifer: Fuchs, Luchs, (Hund), Wolf
-Folie 9 - WB’s sind keine Tierärzte. Wie sollen sie z.B. ohne Sektion (ist ihnen in Niedersachsen verboten!) eine Lungenentzündung feststellen. Schon die Unterscheidung zwischen einem Biss in lebendes oder bereits totes Gewebe (postmortale Nutzung ) stößt ohne Abhäuten der Bissstelle an ihre Grenzen.
-Folie 10 - Was ist mit Attacken während des Kalbens - inzwischen mehrfach in DE nachgewiesen?
-Folie 11 - Hier sollen WB zu Hilfspersonen des Amtstierarztes gemacht werden. Der soll seine Arbeit machen für die er bezahlt wird. Diese „Zusatzaufgabe“, unterlegt mit Ausschnitten aus der Boulevardpresse stellt die Seriosität der gesamten Ausbildungsunterlage in Frage.
-Folien 12 - 14 - Die Weisheiten zum Fuchs sind haarsträubend. Der Fuchs ist kein Hetzjäger! Anstatt anhand einer sensationellen Bilderserie eines räudigen, fast nackten Fuchses, der im Stall ein Kalb (in welchem Zustand war es??) falsche Behauptungen unterlegen zu wollen, fehlt der Aspekt der Nachnutzung von Rissen oder verendeten Tieren völlig. Einzig richtige Erkenntnis: Das Abtrennen von Körperteilen deutet auf den Fuchs als Beteiligten, nicht aber zwingend als Ersttäter hin. Füchse sind in der Lage, binnen kürzester Zeit Wolfsrisse bis zur Unkenntlichkeit zu verändern.
-Folie 23 ff - Das Bildmaterial ist teilweise irreführend, weil Bilder von frischen und eindeutig von anderen Beutegreifern nachgenutzten Kadavern gezeigt werden - kein gutes Schulungsmaterial
-Folie 28 ff- was soll diese Folie? Wer das beurteilen soll, benötigt eine entsprechende fachliche Ausbildung als Landwirt, Tierwirt oder Veterinär. Ehrenamtler aus anderen Berufen taugen dafür nicht.
-Folie 29 - Tierhalter sind böse! Oder was sollen die 6 Überschriften aus 8 Jahren und 4 Bundesländern belegen?
Hier wird ein Feindbild erzeugt!
-Folie 31 ff - Das Aufschärfverbot ist rechtlich wie inhaltlich zu hinterfragen. Andere Bundesländer vertreten hierzu einen andern Standpunkt und handeln dabei mit Sicherheit rechtskonform. Ohne Aufschärfen von Kadavern im Bereich von möglichen Tötungsbissen ist eine qualifizierte Rissbeurteilung nicht möglich. Das an spätere Stelle erwähnte Rasieren von Bissstellen kann es nicht ersetzen.
-Folie 37 -Was ist das denn?
(+): TH ist beschäftigt - man hat einen Moment Ruhe zur Begutachtung
Es ist die perfekte Darstellung der gelehrten Vertrauensbasis zwischen WB und Geschädigtem.
-Folie 42 - Was soll das Redeverbot? Der WB kommt als „Fachmann“ und soll sich nicht äußern dürfen - dümmer geht es nicht. In anderen BL wird dem Tierhalter bei eindeutiger Sachlage vor Ort mitgeteilt, wenn der Wolf als Verursacher zumindest nicht auszuschließen ist.
Wenn diese Schulung der WB so abgelaufen ist, wie sie in den Folien herüberkommt, dann zeugt sie von einer Denkweise im Wolfsbüro, die den Teilnehmern aus dem Kreis derNGO’s und der militanten Wolfsschützer (auch die tummeln sich dort) sicher entgegenkommt. Nur ist sie keinesfalls geeignet, diesen ehrenamtlich tätigen Personen die erforderliche Einstellung als neutrale Partner der Tierhalter bei der Aufnahme von Nutztierrissen zu vermitteln. Das Material erbringt den Nachweis, dass im Wolfsbüro seit dessen Einrichtung keinerlei Interesse besteht, mit den Weidetierhaltern vertrauensvoll zusammenzuarbeiten. Das hat der dafür verantwortliche Minister bis heute nicht erkannt.
Diese so ausgebildeten Wolfsberater können bestenfalls Wölfe beraten.
Der Akzeptanz des Wolfes im Lande werden sie nicht nützen!